Forderungen

1. Flächendeckende Bildungs- & Lehrlingsberatungsstellen – Perspektiven schaffen, Zukunft sichern.

In der türkischen Community Wiens gibt es nach aktuellen Schätzungen mehr als 10.000 Jugendliche, die als NEETs gelten – das heißt, sie befinden sich weder in Ausbildung noch in Beschäftigung oder Training.

Hinter dieser Zahl stecken junge Menschen, die den Anschluss verloren haben. Vielen fehlt nicht das Talent oder der Wille – sondern schlichtweg die Vision, die kompetente Begleitung und Rolemodels, die ihnen zeigen, dass auch für sie etwas möglich ist.

Wir erleben, wie eine ganze Generation Gefahr läuft, auf der Strecke zu bleiben. Dabei könnten viele dieser Jugendlichen mit der richtigen Unterstützung, der passenden Ausbildung und der direkten Verbindung zur Wirtschaft eine erfolgreiche Zukunft gestalten.

SÖZ fordert deshalb die Einrichtung von flächendeckenden, mehrsprachigen Bildungs- und Lehrlingsberatungsstellen in ganz Wien. Diese sollen:
✔️ Jugendliche individuell beraten, testen und ihre Stärken herausarbeiten.
✔️ Psychologische Begleitung und Persönlichkeitsentwicklung bieten, um Selbstvertrauen und Eigenmotivation zu stärken.
✔️ Brücken zur Wirtschaft bauen und Ausbildungsplätze aktiv vermitteln.
✔️ Mit Jugendcoaches arbeiten, die auch während einer Lehre oder des ersten Jobs unterstützend begleiten und den Jugendlichen helfen, durchzuhalten und sich weiterzuentwickeln.

Wenn wir jetzt nicht handeln, vernichten wir unsere eigene Zukunft.
Wenn wir investieren, gewinnen wir nicht nur Fachkräfte – wir gewinnen engagierte, selbstbewusste junge Menschen zurück, die diese Stadt tragen werden.

2. Kostenlose, hochwertige Deutschkurse für alle – Sprache darf kein Luxus sein.

Entgegen den gängigen Vorurteilen rechter PopulistInnen schuften viele Menschen aus sogenannten „fremden Ländern" hart, um sich und ihre Familien in Österreich zu ernähren. Sie arbeiten oft zu ungünstigen Zeiten, zu niedrigen Löhnen und unter hoher Belastung – sei es in der Gastronomie, in der Reinigung, in der Pflege oder auf Baustellen.

Was ihnen fehlt, ist nicht der Wille, sondern die Zeit und die strukturelle Unterstützung, um nachhaltig Deutsch zu lernen.

Lange Arbeitszeiten, hohe Lebenshaltungskosten und das Fehlen von flexiblen Kursangeboten sorgen dafür, dass Sprachkurse häufig nach wenigen Wochen abgebrochen werden. Die Motivation verpufft, weil echte Fortschritte unter diesen Bedingungen kaum möglich sind.

Hinzu kommt, dass hochwertige Deutschkurse oft mehrere hundert Euro kosten – für viele unbezahlbar. Plätze in kostenlosen oder günstigen Kursen sind rar und selten mit den Arbeitszeiten der TeilnehmerInnen vereinbar.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche engagierte und qualifizierte DeutschlehrerInnen, die bereit wären, in Teilzeit oder auf geringfügiger Basis Kurse anzubieten. Doch aufgrund der Besteuerung dieser Nebentätigkeit lohnt sich der Aufwand für viele nicht. Hier gehen wichtige Potenziale verloren, die wir dringend brauchen.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Flächendeckende, kostenlose und flexible Deutschkurse für alle – angepasst an die Lebensrealitäten von arbeitenden Menschen.
✔️ Mehrsprachige Begleitung und Beratung, um die Hemmschwelle zu senken.
✔️ Steuerfreiheit für geringfügige Einkünfte von DeutschlehrerInnen, um mehr qualifiziertes Personal für diese wichtige Aufgabe zu gewinnen.

Sprache darf kein Luxus sein.
Wenn wir Integration ernst meinen, müssen wir endlich die Voraussetzungen dafür schaffen – für alle, die bereit sind, sich einzubringen.

3. 3 Millionen Euro für religiöse Minderheiten – Strukturen aufbauen, Zukunft gestalten.

Jede Familie, jedes Unternehmen, jeder Verein arbeitet mit einer einfachen Logik: Schwächen erkennen, Stärken ausbauen, Pläne für die Zukunft entwickeln. Doch dafür braucht es vor allem eines: Bewusstsein.

Für viele Jahre haben sich religiöse Minderheiten, darunter auch MuslimInnen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern, als Gäste in Österreich gesehen – immer mit einem Fuß in der Heimat, nie ganz angekommen. Doch diese Zeit ist vorbei. Heute ist klar: Wir sind hier, um zu bleiben. Und wenn wir bleiben, müssen wir uns auch gezielt entwickeln.

Welche sozialen Schwächen haben wir?
Welche Potenziale lassen wir ungenutzt?
Was brauchen wir, um stabil, gesund und zukunftsfähig zu sein?

Dazu braucht es eine solide Infrastruktur – ähnlich wie es sie in der Mehrheitsgesellschaft längst gibt. Wir sprechen von Stipendien, Fortbildungen, Seminaren, Plenen, Medienarbeit, Talkshows, Forschungsprojekten und vielem mehr. Es braucht Räume und Ressourcen, in denen religiöse Minderheiten – wie etwa die alevitische, buddhistische, muslimische oder armenisch-apostolische Gemeinschaft – sich selbst organisieren, Probleme erkennen und Lösungen entwickeln können.

Ein Beispiel zeigt, wie dringend so ein Bewusstsein ist:
In der türkischen Community Wiens gibt es einen spürbaren Mangel an LogopädInnen, obwohl es gerade für zweisprachig aufwachsende Kinder enorm wichtig ist, dass die Sprachtherapie auch die Muttersprache berücksichtigt.

Mit gezielten Kampagnen und Stipendien könnten Jugendliche aus der Community für diese Berufe begeistert werden – das Problem wäre mittelfristig gelöst. Doch dafür braucht es genau diese Strukturen, die solche Themen überhaupt sichtbar machen und anpacken.

SÖZ fordert daher:
✔️ 3 Millionen Euro pro Jahr für nicht-privilegierte religiöse Minderheiten, um selbstständig Präventionsarbeit, Bildungsförderung und Community-Entwicklung zu betreiben.
✔️ Aufbau von Studien, Kampagnen und Stipendienprogrammen, die soziale Schwächen in Chancen verwandeln.
✔️ Eine transparente und gerechte Verteilung der Mittel, orientiert am tatsächlichen Bedarf – mit aktiver Mitbestimmung der jeweiligen Gemeinschaften.

Wenn Wien seine Vielfalt stärken will, muss es allen Gruppen die Werkzeuge geben, um Verantwortung für die eigene Entwicklung zu übernehmen.

4. Diagnose- & Therapiezentren für Kinder mit Behinderung ausbauen – Familien entlasten, Existenzen schützen.

Viele Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in Wien stehen unter einem enormen Druck. Sie sind verzweifelt, weil das System sie im Stich lässt.

Der Weg beginnt oft schon mit der ersten Hürde: ne schnelle und zuverlässige Diagnose. Jahrelange Wartezeiten, komplizierte Verfahren und ein ständiges Hin und Her zwischen verschiedenen Stellen rauben den Familien die Kraft, die sie eigentlich für ihre Kinder bräuchten.

Wer Glück hat, bekommt irgendwann Klarheit – doch dann geht der Kampf erst richtig los.

Therapieplätze sind Mangelware, besonders im öffentlichen Bereich. Wer sich eine private Behandlung leisten will, bezahlt schnell Summen, die ganze Existenzen zerstören. Dazu kommt, dass viele Familien sich den dringend nötigen Pflegestufen-Status erst vor Gericht erstreiten müssen – eine zusätzliche Belastung, die völlig unnötig ist.

Hinzu kommt eine oft fehlende kulturelle Sensibilität in der Betreuung. Für viele Eltern mit Migrationsgeschichte bedeutet das zusätzliche Sprachbarrieren und Unsicherheiten, die sie noch mehr isolieren.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Den Ausbau von städtischen Diagnose- und Therapiezentren mit kurzen Wartezeiten und klaren Prozessen.
✔️ Mehr LogopädInnen, ErgotherapeutInnen, PsychologInnen und ÄrztInnen mit Mehrsprachigkeit und kulturellem Verständnis – insbesondere für migrantische Familien.
✔️ Stipendienprogramme für junge Menschen aus betroffenen Communities, um gezielt Fachkräfte in diesen Berufen auszubilden.
✔️ Unbürokratische Anerkennung von Pflegestufen, damit Eltern sich auf das Wesentliche konzentrieren können: ihre Kinder.

Eine soziale Stadt erkennt ihre schwächsten Glieder – und stärkt sie.
Es darf nicht sein, dass Menschen an der Behinderung ihrer Kinder zerbrechen, weil das System versagt.

5. Kultursensible Beratungszentren dauerhaft sichern – verlässlich helfen, statt jedes Jahr zittern.

Gerade Frauen mit Migrationsgeschichte tragen oft eine besondere Last: Sie kämpfen mit Sprachbarrieren, familiären Herausforderungen, psychischer Belastung und struktureller Benachteiligung.

Anlaufstellen wie Frauenberatungen leisten hier täglich unverzichtbare Arbeit. Sie helfen in akuten Krisen, begleiten bei Mediationen, stärken Frauen in ihrem Alltag und zeigen Wege auf, um Konflikte respektvoll und nachhaltig zu lösen – und das mehrsprachig, kultursensibel und mit großem Engagement.

Doch diese lebenswichtigen Projekte stehen selbst unter Druck.
Jahr für Jahr müssen sie um ihre Finanzierung bangen, obwohl der Bedarf steigt und die gesellschaftlichen Herausforderungen wachsen.

Hier geht es nicht um freiwillige Zusatzangebote. Es geht um existenzielle Unterstützung für Menschen, die sonst auf sich allein gestellt wären.

Und der Bedarf endet nicht bei Frauen: Auch für Burschen, Männer, Jugendliche oder ältere Menschen aus verschiedensten Communities fehlen geschützte Räume, in denen sie ihre Sorgen teilen, Konflikte lösen oder neue Perspektiven entwickeln können.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Die langfristige, gesicherte Finanzierung kultursensibler Beratungsstellen in ganz Wien – Schluss mit jährlichem Förderbangen.
✔️ Den Ausbau dieser Anlaufstellen, damit sie alle Lebenslagen abdecken: von Familien- und Gewaltprävention über Jobcoaching bis zu psychischer Gesundheit.
✔️ Spezialisierte Angebote für Frauen, Mädchen, Burschen und Männer – entwickelt mit den Communities, getragen von erfahrenen Fachkräften.
✔️ Mehrsprachige, niedrigschwellige Teams, die Vertrauen schaffen und echte Lösungen ermöglichen.

Wer Integration ernst nimmt, muss Menschen in schwierigen Lebenslagen stärken.
Wien braucht Orte, an denen man sich sicher fühlt, gehört wird und gemeinsam wachsen kann.
Dauerhaft. Verlässlich. Für alle.

6. Unabhängige Studienzentren für migrantische Lebensrealitäten – Probleme erkennen, Lösungen schaffen.

Der erste Schritt zur Verbesserung ist immer die Selbsterkenntnis. Doch beim Thema Migration fehlt uns genau dieser ehrliche Blick auf die Realität oft bis heute. Statt nüchtern zu analysieren, woran es hakt und wo Chancen liegen, wurde das Thema in den letzten Jahren vor allem emotional geführt – zwischen Ängsten, Vorurteilen und Vereinfachungen.

Damit echte Teilhabe gelingt, braucht es belastbare Fakten. Nur wenn wir genau wissen, welche sozialen, wirtschaftlichen oder bildungspolitischen Herausforderungen innerhalb der Communities bestehen, können wir zielgerichtet und effektiv handeln.

SÖZ fordert deshalb die Einrichtung unabhängiger Studienzentren, die:
✔️ Die Lebensrealitäten und Bedürfnisse migrantischer Communities erforschen.
✔️ Defizite sichtbar machen und Lösungsansätze entwickeln – gemeinsam mit den Betroffenen.
✔️ Als beratende Instanz für Politik und Verwaltung fungieren, faktenbasiert und praxisnah.
✔️ Förderprojekte initiieren, um aus Erkenntnissen konkrete Verbesserungen zu schaffen.

Wichtig ist uns dabei:
Diese Stellen dürfen keine politische Bühne für Kulturkämpfe werden, wie wir sie leider rund um Themen wie den „politischen Islam" erleben. Hier geht es nicht um Kontrolle oder Misstrauen, sondern um den Aufbau stabiler, gerechter Strukturen.

Die Studienzentren sollen als Brücke zwischen Wissenschaft, Politik und Community dienen – mit dem Ziel, Wien als vielfältige Stadt gerechter, friedlicher und zukunftsfähiger zu machen.

7. Antidiskriminierungsstelle gegen Rassismus & Ausgrenzung – gleiche Chancen auf Arbeit, Wohnen und Bildung.

Wer von MigrantInnen Integration verlangt, muss ihnen auch die Tür dazu öffnen. Integration bedeutet nicht nur, Sprache zu lernen oder Bräuche zu verstehen – es bedeutet vor allem, strukturell teilhaben zu dürfen: am Arbeitsmarkt, am Wohnungsmarkt, im Bildungssystem.

Doch genau dort scheitert es oft. Bewerbungen werden ignoriert, sobald der Name „fremd" klingt. Wohnungen bleiben unerreichbar, wenn die Vermieterin Vorurteile hat. Und all das passiert meist im Verborgenen – ohne Beweis, ohne Konsequenzen.

In den Niederlanden gibt es dafür längst eine Lösung: Dort prüft eine unabhängige Stelle mit sogenannten „Mystery Bewerbungen", ob Unternehmen oder VermieterInnen diskriminieren. Zwei nahezu identische Bewerbungen – eine mit „typisch niederländischem" Namen, eine mit „fremdem" Namen – werden verschickt. Weicht die Behandlung der BewerberInnen deutlich ab, wird die Diskriminierung offengelegt und geahndet.

SÖZ fordert daher:
✔️ Die Einrichtung einer städtischen Antidiskriminierungsstelle mit aktiven Prüfrechten – inklusive Mystery Bewerbungen und verdeckten Testanfragen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt.
✔️ Rechtliche Unterstützung für Betroffene, die Diskriminierung erfahren.
✔️ Öffentlichkeitsarbeit, um Vorurteile abzubauen und das Thema strukturell anzugehen.
✔️ Regelmäßige Berichte an den Gemeinderat, um Fortschritte und Defizite sichtbar zu machen.

Diskriminierung darf nicht folgenlos bleiben.
Ein faires Wien erkennt, dass Integration keine Einbahnstraße ist.
Wer Teil dieser Stadt sein will, muss Teilhaben dürfen – ohne wenn und aber.

8. Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtern – Fachkräfte nutzen, statt sie zu ignorieren.

Österreich leidet unter einem massiven Fachkräftemangel – in der Pflege, im Handwerk, in der Medizin. Währenddessen arbeiten ausgebildete Zahnärzte in Imbissbuden und Prothesenhersteller schleppen sich in Lagerhallen den Rücken kaputt, nur um ihre Miete zahlen zu können.

Das größte Unrecht ist es, Menschen nicht dort einzusetzen, wo sie für die Gesellschaft am produktivsten wären. Doch genau das passiert in Wien tagtäglich – weil das Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse unnötig kompliziert, teuer und langwierig ist. Viele Betroffene verzweifeln an Bürokratie, fehlender Unterstützung und mangelnder Perspektive.

Dieses System verschwendet Ressourcen und zerstört Existenzen – und das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrelanger ausgrenzender Politik. Während rechte Parteien MigrantInnen pauschal als „Belastung" darstellen, verhindern sie aktiv, dass diese ihre Fähigkeiten einbringen können. Das ist nicht nur rassistisch – it is also economically stupid.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Eine städtische Anerkennungsagentur, die ausländische Fachkräfte aktiv unterstützt und durch den bürokratischen Dschungel begleitet.
✔️ Finanzielle Erleichterungen für Prüfungen, Übersetzungen und Nachschulungen, damit Abschlüsse nicht an Kosten scheitern.
✔️ Kooperationen mit Unternehmen, um Übergangsjobs und Fachpraktika bereitzustellen.
✔️ Schnellverfahren für Berufe mit akutem Mangel, insbesondere in Medizin, Pflege, Handwerk und Technik.

Ein Land, das Fachkräfte braucht, aber ihre Fähigkeiten blockiert, schadet sich selbst.
Wir können es uns nicht leisten, Potenzial brachliegen zu lassen – weil eine Stadt nur stark ist, wenn sie alle ihre Talente nutzt.

9. Mehr sichere Räume für Frauen – Sport, Freizeit und Erholung ohne Barrieren.

Frauen stehen in vielen migrantischen Communities unter einem besonders hohen sozialen Druck.

Sie tragen oft die Hauptverantwortung für Familie und Haushalt, kämpfen mit finanziellen Sorgen, psychischer Belastung und fehlenden Rückzugsorten. Besonders Frauen aus Migrationsgesellschaften trifft die Mehrfachbelastung härter als andere – und trotzdem gibt es viel zu wenige Angebote, die genau auf sie eingehen.

Gerade in diesen Situationen brauchen Frauen Möglichkeiten, Kraft zu tanken, sich zu bewegen, sich zu vernetzen – und das oft bewusst unter sich.

Die Gründe dafür sind vielfältig: religiöse Überzeugungen, feministische Ansprüche oder einfach das Bedürfnis nach einem geschützten Raum fernab von männlichen Blicken oder Bewertungen.

Egal aus welchem Grund – Frauen brauchen mehr Räume. Punkt.

Es geht hier nicht um Geschlechtertrennung oder eine künstliche Abgrenzung, sondern um echte Safespaces, die Frauen freiwillig nutzen können, um Selbstbewusstsein, Gesundheit und Gemeinschaft zu stärken.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Frauenschwimmtage und frauenspezifische Öffnungszeiten in städtischen Bädern.
✔️ Exklusive Zeiten für Frauen in Sporthallen und Fitnessbereichen, insbesondere in Bezirken mit geringem Angebot.
✔️ Förderung von frauengeführten Sportvereinen und Bewegungsangeboten.
✔️ Aufbau von Frauencafés und Treffpunkten in Parks und Grätzln, um Austausch, Beratung und Netzwerke zu fördern.

Wer will, dass Frauen gleichberechtigt Räume einnehmen, muss ihnen auch welche zur Verfügung stellen.
Ein modernes Wien erkennt an, dass gleiche Chancen auch mal getrennte Angebote brauchen können – freiwillig, respektvoll und empowernd.

10. Antimuslimischen Rassismus sichtbar bekämpfen – Gegennarrative schaffen, Zusammenhalt stärken.

Eine aktuelle Studie zeigt: 36 % der Menschen in Österreich wollen keine MuslimInnen als NachbarInnen. MuslimInnen erleben tagtäglich Ablehnung, Vorurteile und strukturelle Benachteiligung – sei es im Wohnungsmarkt, im Job oder im öffentlichen Raum.

Diese Zahlen sind kein Zufall. Sie entstehen durch jahrelang geschürte Ängste, einseitige mediale Darstellungen und politische Erzählungen, die MuslimInnen oft als Bedrohung oder Problem inszenieren.

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, braucht es eine gezielte Strategie der Aufklärung, Sichtbarkeit und Stärkung. MuslimInnen gehören zu Wien. Sie prägen die Stadt als ArbeitnehmerInnen, UnternehmerInnen, NachbarInnen, Eltern, KünstlerInnen und AktivistInnen. Ihre Geschichten, ihre Vielfalt und ihre Beiträge zur Gesellschaft müssen endlich in den Vordergrund.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Eine städtisch geförderte Aufklärungskampagne, die Vorurteile aktiv abbaut und das vielfältige muslimische Leben in Wien sichtbar macht.
✔️ Jährliche Berichte über antimuslimischen Rassismus in Wien – mit konkreten Daten und Handlungsempfehlungen.
✔️ Gegennarrative fördern: durch Talkshows, Reportagen, Podcasts und Bildungsarbeit in Schulen, die MuslimInnen selbst zu Wort kommen lassen.
✔️ Unterstützung von Projekten, die interkulturelle Begegnungen schaffen, um persönliche Kontakte zu fördern und Ängste abzubauen.

Antimuslimischer Rassismus ist keine Randerscheinung – er sitzt tief in unserer Gesellschaft.
Wer für ein gerechtes Wien kämpft, muss ihn beim Namen nennen und entschlossen bekämpfen.
Denn Nachbarschaft beginnt mit Respekt. Und Respekt beginnt mit Wissen.

11. Kultursensible Altersheime für die Gastarbeitergeneration – würdevoll altern in Wien.

Die erste Generation der GastarbeiterInnen wird alt. Viele von ihnen haben ihr Leben lang hart gearbeitet, Wien mit aufgebaut und ihren Beitrag geleistet – doch heute verbringen sie ihre letzten Jahre oft in Einsamkeit und Isolation.

In herkömmlichen Altersheimen fühlen sie sich fremd:
Sie verstehen das Personal nicht, das Essen entspricht nicht ihrer Kultur, Gespräche bleiben oberflächlich und Freundschaften entstehen selten.

Hier geht es nicht nur um Betreuung, sondern um Würde – und die geht oft verloren, wenn man sich im Alter nicht mehr verstanden fühlt.

Die Einsamkeit trifft Menschen mit Migrationsgeschichte besonders hart. Viele haben keine Familie mehr vor Ort oder wurden nie wirklich Teil sozialer Netzwerke. Es fehlt ein liebevolles Umfeld, das ihre Sprache spricht, ihre Geschichte kennt und ihre Bedürfnisse ernst nimmt.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Den Aufbau von kultursensiblen Alten- und Pflegeheimen, die Mehrsprachigkeit, kulturelle Besonderheiten und Essgewohnheiten berücksichtigen.
✔️ Spezialisierte Ausbildung für Pflegekräfte, um migrantische Lebensrealitäten zu verstehen und respektvoll zu begleiten.
✔️ Kooperation mit Communities, um soziale Netze für ältere Menschen zu aktivieren und Ehrenamt zu fördern.
✔️ Räume der Begegnung, in denen ältere Menschen aus verschiedenen Kulturen gemeinsam den Lebensabend verbringen können – mit Respekt und Würde.

Wer sein Leben lang für Wien gearbeitet hat, verdient im Alter mehr als Einsamkeit.
Wir sorgen dafür, dass auch die Gastarbeitergeneration ihren Platz in dieser Stadt behält – nicht am Rand, sondern mitten unter uns.

12. Wiener MigrantInnenbeirat – echte Mitbestimmung für eine vielfältige Stadt.

In Wien leben Menschen aus über 180 Herkunftsländern. Sie prägen die Stadt, gestalten Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft mit. Doch wenn es um politische Entscheidungen geht, die ihre Lebensrealitäten betreffen, fehlt oft eine strukturierte und direkte Mitsprache.

Bisher finden viele Entscheidungen über migrantische Communities hinweg statt, statt mit ihnen. Das führt zu Misstrauen, Missverständnissen und verpassten Chancen.

SÖZ fordert deshalb:
✔️ Die Einrichtung eines Wiener MigrantInnenbeirats, in dem VertreterInnen aller relevanten Communities organisiert sind.
✔️ Der Beirat arbeitet als beratendes Gremium direkt mit dem Gemeinderat und Magistraten zusammen und bringt Community-Perspektiven in politische Prozesse ein.
✔️ Er unterstützt aktiv bei der Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und migrantischen Milieus und trägt zur Lösung von Konflikten bei.
✔️ Der Beirat hat eine repräsentative Funktion, macht Bedürfnisse sichtbar und sorgt dafür, dass politische Entscheidungen die Vielfalt Wiens berücksichtigen.

Dieses Gremium ist kein Feigenblatt, sondern ein ernstzunehmender politischer Partner für eine Stadt, in der 50 % der Bevölkerung Migrationsbiografie haben.
Wien braucht endlich ein Sprachrohr, das diese Realität abbildet – verbindlich, organisiert und auf Augenhöhe.

13. Mehrsprachiger Bürgerservice der Stadt Wien

Weil viele Menschen an Behördenwegen scheitern. Wir fordern mehrsprachige Beratung in den wichtigsten Community-Sprachen – online und vor Ort, damit alle ihre Rechte und Pflichten verstehen.

14. Ausbildungsfonds für soziale Berufe aus migrantischen Communities

Weil es zu wenige kultursensible Fachkräfte gibt. Wir fördern gezielt SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen und Pflegekräfte aus den Communities, um Betreuung auf Augenhöhe zu ermöglichen.

15. Gastarbeitermuseum in Favoriten – Wir schreiben Geschichte.

Weil die erste Generation der GastarbeiterInnen Wien mit aufgebaut hat. Wir fordern ein Museum, das ihre Geschichte, ihre Arbeit und ihren Beitrag für Wien sichtbar macht – als Ort der Erinnerung und des Stolzes.

16. Kulturelle Vielfalt sichtbar machen – Feiertage feiern, Gemeinschaft leben.

Wien ist die Stadt der Kulturen. Doch wer durch die Straßen geht, spürt das oft nur in den Lokalen – nicht im öffentlichen Raum.

Wir wollen, dass die kulturelle Vielfalt Wiens sichtbar, spürbar und erlebbar wird.

👉 SÖZ verspricht:
Wenn wir im Gemeinderat vertreten sind, werden wir jedes Jahr dafür sorgen, dass große Feste und wichtige Anlässe der Communities ihren Platz im Stadtbild bekommen – respektvoll, einladend, fröhlich.

✔️ Ramadan-Dekoration in Favoriten und anderen Bezirken, die Licht und Wärme bringt.
✔️ Sichtbarkeit auch für andere religiöse und kulturelle Feiertage – von Nowruz bis Weihnachten, von Chanukka bis Neujahrsfesten.
✔️ Gemeinsame Veranstaltungen, die Brücken schlagen und Nachbarschaft feiern.
✔️ Unterstützung von Kunst, Musik und Kulinarik aus den Communities, damit Vielfalt nicht nur toleriert, sondern geliebt wird.

Denn eine Stadt, die ihre Vielfalt zeigt, gehört allen.
Wien soll stolz auf seine Menschen sein – und das auch zeigen.

17. Anti-Rassismus-Training für Behörden & Polizei – Kontrolle gegen Machtmissbrauch.

Rassismus fängt nicht nur auf der Straße an, sondern oft genau dort, wo Menschen Schutz suchen: in Behörden, bei der Polizei oder in Asyl- und Abschiebezentren.

Gerade Menschen ohne starke Lobby, wie Geflüchtete und MigrantInnen, erleben hier oft Demütigung, Ungerechtigkeit oder gar Gewalt – ohne Stimme, ohne Schutz, ohne Öffentlichkeit.

SÖZ fordert:
✔️ Verpflichtende Anti-Rassismus-Schulungen für alle städtischen Mitarbeitenden, die Kontakt mit BürgerInnen haben – von der Polizei bis zum Magistrat.
✔️ Aufbau einer unabhängigen Kontrollstelle, die regelmäßig Behörden, Polizei und insbesondere Abschiebezentren überwacht und Verstöße öffentlich macht.
✔️ Schutzstrukturen für Menschen in Abschiebehaft und Sammelunterkünften – mit klaren Ansprechpersonen, Rechtsbeistand und unabhängigen Ombudsstellen.
✔️ Öffentliche Berichte zu Missständen und Fortschritten, damit sich die Stadtgesellschaft ein Bild machen kann.

Wer Wien gerecht machen will, muss seine Machtapparate kontrollieren.
Niemand darf in dieser Stadt Angst vor Behörden haben müssen.
Wien soll schützen – nicht einschüchtern.