Martha Bißmann wuchs als das achte von neun Kindern in Graz auf. Die musikalische Familie, die in einer kleinen Gemeindewohnung lebte, war ihr Schule fürs Leben und lehrte sie für die Politik wichtige Werte wie Solidarität, Bescheidenheit, Gemeinschaftssinn, Verantwortungsbewusstsein. Aber auch frühe Selbständigkeit - schon mit 16 Jahren, als sie noch in die Schule ging, verdiente Bißmann ihr eigenes Geld und zog von zuhause aus. Die neun Geschwister wählten sehr unterschiedliche Lebenswege, Weltanschauungen, Religionen und Berufe. Trotzdem hält der solidarische Familienbund bis heute fest zusammen! Schon in der Familie hat sich Bißmann als Brückenbauerin und Vermittlerin engagiert. Eine Fähigkeit, die sich täglich in ihrem politischen Wirken niederschlägt.
Die Wichtigkeit von Chancengleichheit für alle Bürgerinnen und Bürger im Land, unabhängig von sozialem Status und Herkunft ist Bißmann ein wichtiges politisches Anliegen. Ohne die staatliche Unterstützung für Kinder aus einkommensschwächeren Familien hätte sie als Kind bei keiner Schullandwoche teilnehmen können, keine Musikschule besuchen können und nicht studieren können. Gemeinsam mit der SÖZ will Bißmann dafür kämpfen, dass diese wichtigen Errungenschaften des Sozialstaates erhalten bleiben.
Während eines Vortrags des Zukunftsforschers Robert Jungk auf der Grazer Universität im Jahr 1994,
sie war damals 14 Jahre alt, er Präsidentschaftskandidat, erwachte Martha Bißmanns Interesse für
die Politik. Damals schon Klassensprecherin, beschloss sie, selbst Politikerin zu werden. Es war ihr
aber wichtig, vor der Politik noch Erfahrungen außerhalb des Politikapparats zu sammeln. Nach ihrem
Abschluss als Energie- und Umweltingenieurin war Bißmann noch 10 Jahre lang in Europa und Afrika
als Initiatorin für EU-Projekte im Bereich Klimaschutz und die Energiewende aktiv. Für die Rolle als
Wahlkampfmanagerin im Präsidentschaftswahlkampf der unabhängigen Kandidatin Dr. Irmgard Griss
nahm Bißmann Anfang 2016 eine Auszeit. Diese Erfahrung hat sie stark geprägt und in ihrem
Entschluss bestärkt, selbst Politikerin zu werden. Kurz darauf hing Bißmann ihren geliebten Job für
den Nationalratswahlkampf an den Nagel und zog im November 2017 als eine von acht
Abgeordneten mit der Liste Pilz ins Parlament ein. Die ersten 8 Monate vertrat die damals „grünste“
Abgeordnete im Parlament als Sprecherin für Energie, Umwelt, Verkehr, Landwirtschaft, Sport und
Bürgerbeteiligung den später in Liste Jetzt umbenannten Parlamentsklub nach außen. Im April 2018
reichte Bißmann die erste parlamentarische Dringliche Anfrage zur Klimaschutzstrategie der
Regierung ein, worauf die ÖVP mit einer großen Klima-Enquete im Parlament reagierte.
Nach ihrer Weigerung, auf ihr Mandat zugunsten des Listengründers Peter Pilz zu verzichten, wurde
sie zur ersten partei- und fraktionsfreien Abgeordneten der laufenden Legislaturperiode. Als
sogenannte „wilde Abgeordnete“ widmete sie sich neben ihrem Fokusthema Klimaschutz verstärkt
den Anliegen der muslimischen Bevölkerung in Österreich. Bißmann thematisierte als einzige
Abgeordnete den anti-muslimischen Rassismus und kritisierte die rechtspopulistische Symbolpolitik,
die sich am Thema Kopftuchverbot in Österreich entbrannte. Ihre solidarische Kopftuchrede für
muslimische Mitbürger geht im Internet viral und erreicht über 25 Millionen Menschen in mehr als
20 Ländern.
In ihrer Abschiedsrede im Parlament versprach Bißmann im November 2019, dass sie zurückkommen
werde, aber nicht allein. „Ich glaube, es gibt Raum für eine neue Bewegung, die gut ist, menschlich
und ideologiebefreit, die das repräsentiert, was Österreich ausmacht – ein offenes Land, das in seiner
Vielfalt stark ist.“ Deshalb entschied sich Bißmann, für die SÖZ in einer Doppelspitze mit
Parteigründer Hakan Gördü ins Rennen um den Einzug in den Wiener Gemeinderat zu gehen. Die
neue Partei soll den Prototyp einer neuen Gesellschaft darstellen und einen starken sozialen und
ökologischen Schwerpunkt thematisieren.
Der Klimaschutz spielte immer schon eine große Rolle im Leben von Martha Bißmann. Inspiriert durch ihre erste Mentorin, DI Dagmar Grage, Professorin für Ökologie und erste parteifreie Städträtin in Graz, entschied sich Bißmann für das Studium Energie- und Umweltmanagement. Als leidenschaftliche Brückenbauerin war Bißmann immer schon bemüht, Systemgrenzen zu überschreiten und Themen und Menschen zu verbinden. Während ihres Studiums lancierte sie die Kulturveranstaltungsreihe Brighton Calling in Graz, die elektronische Musik und politische Themen verband und aus dem das ELEVATE Festival hervorging. Unterstützt wurde sie damals von der Grünen Akademie, dessen damaliger Leiter Christian Wabl zum wichtigsten politischen Wegbegleiter von Martha Bißmann wurde.
Das von Martha Bißmann initiierte Energy Union Projekt, eine preisgekrönte europaweite
EU-geförderte Klimaschutz – Tour, wurde die Brücke zwischen Musik, Jugendkultur und Klimawandel
gelegt. Das ebenfalls von Bißmann initiierte und koordinierte Nachfolgeprojekt EE Music – Energy
Efficient Music Culture ging einen Schritt weiter und schulte Festivals und Clubs aus ganz Europa in
Nachhaltigkeit.
Klimaschutz ist Systemwandel, er symbolisiert eine riesige Chance, Wirtschaft und Gesellschaft neu
auf die Beine zu stellen. Druck aufbauen und Angst machen möchte Bißmann dabei jedoch nicht; viel
lieber zeigen, wie Österreich ausschauen kann, wenn wir den Klimawandel erst einmal im Griff
haben. Keine apokalyptischen Bilder sollen mehr gemalt werden, nur noch visionäre. Das Thema
hätte schließlich die Chance, die gespaltene Gesellschaft zusammenzubringen. Schließlich ist
Klimaschutz ein Thema, das jeden betrifft: „Bei MuslimInnen ist das Sozialengagement stark
ausgeprägt, und Umweltschutz steht sogar im Koran. Ich glaube, dass man gemeinsam viel erreichen
kann.“ Auch jetzt in der Corona-Krise zeigt sich die muslimische Gesellschaft ganz besonders
solidarisch und hilfsbereit.
„Es gibt mehr als genug natürliche Ressourcen, wenn man sie nur intelligent produziert, effizient einsetzt und gerecht verteilt.“
„Für die Natur ist die Corona-Krise eine Verschnaufpause von permanenter Ausbeutung und Verschmutzung. Für uns Menschen ist sie eine Nachdenkpause. Es sind jetzt die Utopisten und Visionäre gefragt, ein positives Zukunftsbild zu zeichnen.“
„Ich glaube, es gibt Raum für eine neue Bewegung, die gut ist, menschlich und ideologiebefreit, die das repräsentiert, was Österreich ausmacht – ein offenes Land, das in seiner Vielfalt stark ist.“
„Für mich war daher das Aufsetzen des Kopftuchs während einer Rede im Parlament eine Selbstverständlichkeit. Es war eine dringend notwendige Geste der Solidarität mit Mädchen und Frauen, die täglich schlimmen rassistischen Übergriffen und struktureller Diskriminierung ausgesetzt sind. Und ganz nebenbei auch ein Hinweis auf die in unserer Verfassung festgeschriebenen Religionsfreiheit.“
„Bei MuslimInnen ist das Sozialengagement stark ausgeprägt, und Umweltschutz steht sogar im Koran. Ich glaube, dass man gemeinsam viel erreichen kann.“
„Herz und Verstand braucht es bei den Menschen und in der Politik. Geht’s den Minderheiten und der Natur gut, geht’s allen gut.“
„Wir können auch viel von den muslimischen Frauen lernen. Werte wie Toleranz, Hilfsbereitschaft, Solidarität, Gemeinsinn, das sind Werte, österreichische Werte übrigens, die tief in der muslimischen Gemeinschaft Österreichs verankert sind.“